Optionen zum Septemberwechsel im kicker Interactive Manager 22/23
Welche Spieler (nicht) verkauft und (nicht) gekauft werden sollten
Zum ersten Mal bietet der kicker Interactive Manager eine Wechselmöglichkeit außerhalb der vier Wechsel im Winter an. Der Zeitpunkt nach Schließung des Transferfensters im Sommer gibt die Möglichkeit zum Tausch von Spielern, die die Liga verlassen haben oder nicht gepunktet haben wie gewünscht. Da der Wechsel im Winter ohne Einschränkungen rückgängig gemacht werden kann, gibt es praktisch keine Argumente, ihn nicht zu nutzen.
Allerdings sollte die Entscheidung, welcher Spieler verkauft und gegen wen ersetzt wird, gut überlegt sein. Verletzungen und Stammplatzverlust können Verkäufe trivial machen, davon sind aber nicht alle Kader betroffen und je nach Kaderbreite und Tauschoptionen kann es zu einer größeren Verbesserung führen, einen gesunden Spieler zu verkaufen, der nicht liefert.
Die größte Stolperfalle auf Verkaufs- wie Einkaufsseite ist die geringe vergangene Spielzeit. Fünf Spieltage reichen höchstens für eine grobe Einschätzung des Leistungsstands von Mannschaften und Spielern. In einem so kurzen Zeitraum sind die Punkteausbeuten der Spieler teilweise extrem beeinflusst vom Spielplan, einzelnen Ausreißerspielen oder Glück/Pech. Nicht zu vergessen die noch nicht begonnene Mehrfachbelastung.
Für eine bessere Beurteilung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit sind Statistiken wie Expected Goals hilfreich, denn über einen längeren Zeitraum weichen nur eine Handvoll Spieler/Teams konstant von ihren Expected-Goals-Werten ab. Auch Expected Goals brauchen Zeit sich zu stabilisieren, sind jedoch nach wenigen Spieltagen aussagekräftiger als die tatsächlich erzielten Tore, zumindest für das ganze Team.
Laut den Daten von Understat haben vier Vereine eine Abweichung von ihrer erwarteten Punktzahl von drei Punkten oder mehr: Leipzig, Schalke, Leverkusen und Union. Die ersten drei Vereine haben eher Pech bei ihrer Chancenverwertung gehabt und sollten im Rest der Saison besser punkten. Das Gegenteil gilt für Union Berlin, die statt 11 Punkten nur eine erwartete Punktzahl von 5,36 haben. Hier ist große Vorsicht angesagt.
Für das Managerspiel mehr von Interesse sind natürlich einzelne Spieler. Daher wird im Folgenden genau auf wahrscheinliche Wechselkandidaten in den drei Mannschaftsteilen Sturm, Mittelfeld und Abwehr eingegangen. Um wenigstens ein Grundmaß an Stabilität der Werte zu gewährleisten, werden (mit wenigen Ausnahmen) Spieler mit mindestens 270 gespielten Minuten betrachtet.
Wie in meiner Kadervorstellung werden die erzielten Punkte im Managerspiel nicht einbezogen, sondern zugrundliegende Faktoren, die bessere Vorhersagen ermöglichen: gespielte Zeit in Minuten, der Notenschnitt, die Summe der erzielten Tore & Assists und der Expected Goals & Expected Assists, exklusive Elfmeter und je 90 Minuten Spielzeit. Die Daten beziehen sich auf die ersten fünf Spieltage der Bundesligasaison 22/23 und stammen vom kicker bzw. von StatsBomb via FBref.
Sturm
Die Topliste im Sturm wird bevölkert mit Kandidaten im Bereich von 1,5 bis 3,2 Mio. Hochpreisige Stürmer haben eher enttäuscht. Am wenigsten Mané und Nkunku, die gehalten werden können, genau wie Diaby, der trotz Leverkusener Fehlstart gut gepunktet hat. André Silva, Timo Werner, Donyell Malen und Jonathan Burkardt haben nicht mehr als 270 Minuten gesammelt und sind große Fragezeichen.
Die größte Enttäuschung im Sturm stellt Patrik Schick dar. Eine Vielzahl an ausgelassenen Großchancen spiegeln sich in einem grauenhaften Notenschnitt wider. Andersherum wird seine Chancenverwertung nicht dauerhaft so niedrig bleiben und deutet auf eine baldige Verbesserung hin. Selbst dann sind seine erwarteten Werte gut, aber nicht auf dem Niveau des Vorjahres. Sollten keine anderen großen Baustellen vorliegen, ist es eine Überlegung wert, Schick zu verkaufen.
Ähnliche Entscheidungsgrundlage gilt bei Andrej Kramarić, Anthony Modeste und Alassane Pléa. Kramarić hat trotz Überperformance einen schlechten Notenschnitt, Modeste passt nicht so recht in Dortmund rein und Pléa muss mehrere Wochen aussetzen. Die Werte geben einen zwingenden Verkauf nicht her, wenn es größere Notsituationen gibt.
Die zwei Einkaufskandidaten, die sich auf den ersten Blick aufdrängen, sind Sheraldo Becker und Randal Kolo Muani. Becker ist mit fünf Toren und zwei Assists punktbester Stürmer, Kolo Munai mit einem Treffer weniger einen Platz dahinter. Das sind Werte, die beide nicht aufrecht erhalten werden können. Wo sie sich unterscheiden, sind die erwarteten Scorerpunkte. Becker hat seine xG-Werte deutlich extremer überperformt (um das 5,5-fache) als Kolo Muani (um das 2,5-fache). Der Frankfurter ist dem Berliner also klar vorzuziehen.
Bessere erwartete Werte als die zwei Spitzenreiter haben Michael Gregoritsch (0,82) und Marcus Thuram (0,72). Sie haben nur leicht überperformt, ein Einbruch ist somit viel unwahrscheinlicher als bei Becker und Kolo Muani. Thuram hat zudem keine Vierfachbelastung.
Sollte das Geld für Thuram nicht reichen und Mehrfachbelastung ein Ausschlusskriterium sein, stehen als Alternativen Karim Onisiwo, Marvin Ducksch, Niclas Füllkrug, Marius Bülter, Dodi Lukebakio oder Simon Zoller zur Verfügung. Alle haben solide bis gute Werte, spielen jedoch bei schwächeren Mannschaften als Gladbach oder Freiburg.
Zur Not kann für die Besitzer Florian Dietz als Backup dienen. Er hat die geforderten 270 Minuten knapp nicht erreicht, ist aber als 0,5er in vielen Kadern zu finden. Die Werte sind gut genug, dass er ein brauchbarer Ersatz zu sein scheint und Wackelkandidaten im Sturm abfedert.
Mittelfeld
Im Mittelfeld herrscht eine andere Situation als im Sturm. Wenige Spieler haben enttäuscht, dementsprechend ist die Topliste gefüllt mit Spielern aller möglichen Preisregionen. Als klarer Verkaufskandidat ist durch seine Verletzung Dani Olmo bestimmt.
Wer genug Restbudget übrig hat, kann als Ersatz für Olmo wählen zwischen Vincenzo Grifo und Jamal Musiala. Beide haben ihre erwarteten Scorerwerte um ca. 0,5 Punkte überperformt. Grifo von einem guten, Musiala von einem Weltklasse-niveau aus. Die Konkurrenz von Musiala ist groß, wer auf genug Spielzeit von ihm spekuliert, sollte ihn holen.
Ein Regal weiter unten glänzen Florian Kainz, Daichi Kamada und Ritsu Doan mit ähnlich hohen Punktzahlen. Alle haben etwas überperformt. Unglaublicherweise hat Kamada sogar noch höhere erwartete Werte (0,99) als Musiala. Fraglich inwiefern er diese über die Saison halten kann. Realistischer sind die guten Werte von Kainz (0,60) und Doan (0,38). Alle drei spielen international. Die Reihenfolge nach Scorerpunkten ist klar, nachvollziehbar wäre auch eine Entscheidung je nachdem, welcher Mannschaft mehr zugetraut wird.
Eine interessante Alternative zu den drei ist Ellyes Skhiri. Weniger torgefährlich als das obige Trio hat er seine Punkte rein durch einen starken Notenschnitt gesammelt. Dabei hat er seine erwarteten Werte (0,23) bloß unterperformt und sogar Luft nach oben. Empfehlenswert für Leute, die weniger Risiko gehen wollen.
Einkaufskandidaten ohne Doppelbelastung finden sich in Silas und Ko Itakura. Silas wird voraussichtlich als Stürmer spielen und zeigt dementsprechend viel Torgefahr (0,52) bei mittelmäßigem Notenschnitt, während Itakura als Innenverteidiger so gute Leistungen zeigt, dass nicht mal eine glatt rote Karte seinen Notenschnitt schlecht werden lässt. Hier ist es noch stärker eine Frage, ob man sich für Scorerpunkte oder stabile Leistungen entscheiden möchte.
Sollte Olmo nicht im Kader sein, lassen sich die genannten günstigen Spieler durch einen Verkauf von Robert Andrich, Anton Stach oder Jesper Lindstrøm finanzieren, wobei alle drei keine klaren Verkäufe sind. Andrich sollte seinen Notenschnitt bei besserem Leverkusen steigern, Stach bei einer Besserung seiner Hüftprobleme. Größere Sorgen macht Lindstrøm, der zwischen seinen Frankfurter Offensivkollegen deutlich abfällt. Dafür hat er das größte Offensivpotential.
Jonas Hofmann ist ebenfalls Verkaufskandidat. Fehlender Mehrfachbelastung stehen ein mäßiger Notenschnitt und keine außergewöhnliche Torgefahr gegenüber.
Wie im Sturm gibt es zur Not mit Naouirou Ahamada einen brauchbaren Backup für den Mindestpreis. Sein Tor war eher ein Glückstreffer, aber der Notenschnitt reicht, um Ahamada ohne große Sorgen einsetzen zu können.
Abwehr
Klassischerweise macht ein Wechsel in der Abwehr weniger Unterschied als in den offensiveren Positionen. Der Vergleich anhand von Expected Goals kann wenigstens zeigen, wer die wenigen torgefährlichen Abwehr-spieler sind und wer von glücklichen Scorern profitiert hat.
Direkt zu nennen wären hier die beiden Spitzenreiter Matthias Ginter und Jeremie Frimpong. Wenig wahrscheinlich, dass Ginter weiterhin viel scoren wird. Dagegen liegt Frimpong mit seinen Werten fast im Einklang. Für einen Einkauf liegt Frimpong klar vorne.
Weitere Verteidiger, die durch überperformte Werte profitiert haben: Ozan Kabak, Nico Elvedi und Amos Pieper. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Spieler auch ohne Tore punkten. Auf der anderen Seite stehen Silvan Widmer und Konstantinos Mavropanos, die durch Tore Punkte aufholen könnten.
Eine gesonderte Erwähnung verdient Julian Ryerson. Er ist beim starken Auftakt der Unioner durch fantastische Noten aufgefallen, hat im Gegensatz zu seinen Team-kollegen seine Werte aber unterperformt. Statt ihm als Einkauf kommt Stefan Bell in Frage, der auch unterperformt hat und bei schwächerem Notenschnitt in einem stabileren Team spielt. Oder Benjamin Pavard, der ungewohnte Offensivstärke zeigt.
Die Frankfurter Defensive hat bisher komplett enttäuscht. Zeigt Tuta wenigstens noch Torgefahr, ist Evan Ndicka ein Schatten seiner selbst und klarer Verkaufskandidat. Für Almamy Touré bietet sich am ehesten Mitchell Weiser als Ersatz an. Selbst ohne Überperformance hat Weiser deutlich stärkere xG-Werte als Joe Scally.
Auch in der Abwehr gibt es einen brauchbaren Backup durch Kiliann Sildillia. Er hat solide Torgefahr und spielt bei einer guten Mannschaft. Wie die zwei anderen Backups ist er eher nicht gut genug als Stammkraft, aber kann bedenkenlos bei Ausfällen eingesetzt werden.
Fazit
Klare Verkaufs- und Einkaufskandidaten gibt es nach fünf Spieltagen wenige. Je nach Risikobereitschaft, Kaderbreite und Anzahl an schlechten Spielern muss individuell abgewogen werden, welcher Wechsel die größte Verbesserung verspricht. Taugliche Backups in allen Positionsteilen können schwächelnde/verletzte Spieler abfedern.
Im Sturm ist ein Verkauf von fast allen Spielern ab 3,2 Mio möglich. Sinnvolle Neuzugänge wären Thuram, Gregoritsch oder Kolo Muani statt Becker.
Im Mittelfeld gesellen sich Hofmann, Andrich, Stach und Lindstrøm zu Olmo als Verkaufskandidaten. Je nach Risikobereitschaft drängen sich als Neuzugänge Musiala, Kamada, Kainz, Doan, Skhiri, Silas und Itakura auf.
In der Abwehr stehen die drei Frankfurter Ndicka, Tuta und Touré mit Mainzer Leitsch auf der Verkaufsliste. Als Einkäufe eignen sich Pavard, Frimpong, Bell eher als Ginter oder Ryerson, im Billigbereich ist Weiser Alternative Nummer Eins.