Mein kicker Interactive Kader 22/23
Eine Vorstellung aller Spieler mit Fokus auf die wichtigsten Kriterien
Basierend auf meiner These, dass teure Spieler sich diese Saison nicht lohnen, habe ich weitgehend auf Spieler ab 4 Mio verzichtet. Da die Krux meines Arguments die hohe Belastung durch den engen Zeitplan ist, habe ich auch bei günstigeren Spielern möglichst auf diejenigen verzichtet, die in vier Wettbewerben (Liga, Pokal, CL/EL, WM) dabei sind. Die Ausnahmen, die es dennoch in den Kader geschafft haben, werden in der Einzelbesprechung begründet. Zusätzlich setze ich auf einen breiten Kader mit 13 “vollwertigen” Spielern im 4-5-3, um auf Ausfälle flexibel reagieren zu können.
Selbstverständlich gelten für meine Spieler die üblichen Erfolgsmerkmale für eine erfolgreiche Auswahl im Managerspiel. Hohe Verletzungsanfälligkeit und begründetes Risiko auf einen Wechsel sind Ausschlusskriterien. Je nach Prognose der gesamten Teamleistung gibt es entsprechend einen Bonus oder Malus. Offensivgefahr wird bevorzugt. Ein Stammplatz sollte nach wenigen Spieltagen gesichert sein, alternativ das maximale Punktepotential auch bei Rotationsgefahr hoch sein.
Darüber hinaus lege ich besonderen Wert auf statistische Kennzahlen. Der Fokus liegt hierbei auf Bewertungen von zugrundeliegenden Fähigkeiten. Umstände wie Trainerwechsel, Pechsträhnen, wechselnde Spielphilosophien verschleiern das tatsächliche Punktepotential eines Spielers, daher ist es essentiell, alle Werte eines Spielers im Kontext zu beurteilen. Insbesondere die Gesamtpunktzahl der vorherigen Saison ist weniger wichtig als die tieferen Indikatoren, durch die sie beeinflusst ist.
Hier gibt es vier Hauptfaktoren, die die größte Relevanz für mich bei der Bewertung eines Spielers haben. Sie messen die grundlegenden Komponenten der Leistung jedes Spielers auf dem Feld. Ein wichtiges Merkmal der Werte ist die Vergleichbarkeit mit den Werten anderer Spieler, da sie im Gegensatz zu der Gesamtpunktzahl auf die jeweilige Spielzeit normalisieren.
Note — Genauer die Durchschnittsnote des Spielers in der letzten Saison vergeben vom kicker. Diese misst die Gesamtleistung des Spielers aus der Sicht der Redakteure. Als solches ist sie ein guter Indikator wie der Spieler unter Einbezug spielentscheidender Aktionen agiert hat. Besonders hilfreich bei Defensivspielern, die mit statistischen Mitteln schwer zu bewerten sind.
Attacking Output (AO) — Eine Metrik von smarterscout, die die Beteiligung eines Spieler an den offensiven Aktionen seiner Mannschaft misst, also die generelle Offensivgefahr des Spielers. Das Besondere an smarterscouts System sind die zahlreichen Anpassungen. Die Werte werden transformiert auf einer Skala von 0 bis 99, wobei aufgeteilt wird nach Position und Ligenunterschiede einbezogen werden. So kann der Output eines Spielers aus einer anderen Liga auf das Niveau der Bundesliga “übersetzt” werden.
Defending Quality/Quantity (DQ) — Das defensive Äquivalent des Attacking Outputs. Smarterscout gibt hierfür zwei Metriken für “Qualität” und “Quantität” an, die ich zur Vereinfachung als Durchschnittswert zu einer Zahl zusammenfasse. Beim AO und DQ nehme ich die Werte der Position, in der der Spieler die meisten Minuten gemacht hat oder die seine voraussichtliche Stammposition in der kommenden Saison sein wird.
xG+xA — Die addierten Non-Penalty-Expected Goals und Expected Assists-Werte der letzten Saison eines Spielers pro 90 Minuten Spielzeit, berechnet von StatsBomb und zur Verfügung gestellt via fbref. Mehr noch als der AO von smarterscout sind sie ein Kennzeichen für den “harten” Offensivertrag in Form von Toren und Vorlagen. Expected Goals berechnen für jeden Schuss die Torwahrscheinlichkeit und sind erwiesenermaßen ein besserer Prädiktor zukünftiger Resultate als die Anzahl tatsächlich erzielter Tore. Da nur eine Handvoll Spieler ihre xG-Werte über einen langen Zeitraum deutlich über- oder unterbieten, ist von Spielern mit extremer Überperformance ihrer xG-Werte eher ein Rückgang ihres Trefferanzahl zu erwarten und andersherum. Expected Assists funktionieren analog mit Vorlagen und runden den Gesamtoutput besser ab (zumal Vorlagen wie Tore im kicker Manager Bonuspunkte geben). Elfmetertore werden hierbei nicht berücksichtigt, da sie eine fundamental anderes Ereignis als andere Abschlusssituationen darstellen (deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit, schwerer replizierbar, losgelöst von dem zur Entstehung führenden Spielzug). Die Normalisierung auf 90 Minuten sorgt für eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Spielern und eine geringere Abhängigkeit von Verletzungen und Einsatzzeiten.
Die Gewichtung der einzelnen Werte ist von Spieler und Position abhängig. Bei Verteidigern sind hohe Defensivwerte und ein guter Notenschnitt besonders wichtig, bei Stürmern der xG+xA-Wert. Jetzt da die Hauptfaktoren erklärt sind, kommen wir zu den Einzelbegründungen, aufgeteilt nach Position.
Sturm
Jonathan Burkardt hat einen soliden Notenschnitt von 3,30 und durchschnittliche Werte beim AO und DQ. Dafür besticht er mit einem hohen Scorerwert von 0,56 xG+xA, den er sogar leicht unterperformt hat. Davon sind 0,45 xG, Platz Neun der xG-Tabelle der letzten Saison.1 Da von Mainz eine ähnlich stabile Saison zu erwarten ist, sollte Burkardt seine 200 Punkte wiederholen können.
Ähnliche Werte hat Georginio Rutter, die Umstände sind jedoch unsicherer. In 20 seiner 33 Spiele wurde Rutter nur eingewechselt. Hoffenheim hat mit Breitenreiter einen neuen Trainer, der zu Saisonbeginn ebenfalls nicht komplett auf ihn in der Startelf vertraut. Mittelfristig sollte die Qualität Rutters sich aber durchsetzen und die Spielzeit ausreichen, um es auch in der Gesamtpunktzahl Burkardt nachzumachen.
Polarisiert sind die Werte von Lukas Nmecha. In einer schlechten Saison von Wolfsburg ist er mit einem Notenschnitt von 3,73 nicht positiv herausgestochen, auch seine defensive Beteiligung ist unterdurchschnittlich. Im Gegenzug besticht er mit einem starken offensiven Output und einem Scorerwert von 0,66 xG+xA, wobei er mit 0,55 xG auf Platz 5 der xG-Tabelle landet, den er mit 0,44 tatsächlichen Toren und Vorlagen merklich (wie Wolfsburg insgesamt) unterperformt hat. Sollten er und das Team sich wie erwartet, mit Hilfe eines besseren Trainers, steigern, wird er seine zwei Kollegen sogar übertrumpfen.
Mittelfeld
Andauernde muskuläre Probleme haben Christoph Baumgartner in der Hinrunde zurückgehalten, nach deren Überwindung er gewohnt ansprechend punktete. Wie bei Burkardt und Rutter wird sein durchschnittlicher AO von den guten Scorerwerten überstrahlt. Kurz vor dem besten Alter besteht bei ihm die Hoffnung, dass er einen Schritt nach vorne macht und zu den besten Spielern der Liga aufsteigt.
Der riskanteste Spieler des Kaders ist Dominik Szoboszlai. Letzte Saison stand er in nur 15 von 31 Spielen in der Startelf, die Konkurrenz in der offensiven Leipziger Dreiherreihe ist weiterhin riesig. Da die meisten davon zur WM fahren, spekuliere ich auf mehr Einsatzzeit für ihn. Wie sein überragender AO andeutet, ist Szoboszlai ein außerordentlicher Offensivspieler, gleichermaßen gewieft im Tore schießen wie im vorlegen, im Passspiel wie im Pressing, von allen offensiven Positionen auf dem Spielfeld. Als “high risk, high reward”-Spieler ist er ein klarer Verkaufskandidat oder ein hochkarätiges Nugget in der Goldgrube.
Einen weiteren Risikospieler im Kader stellt Jesper Lindstrøm dar. Wie Szoboszlai hat er starke Konkurrenz und ist sogar in allen vier Wettbewerben vertreten. Dafür sollte er gesetzt sein und ist in der Champions League und Weltmeisterschaft mit schwächeren Mannschaften vertreten, wodurch er weniger Spiele machen sollte als Spieler im höheren Preisregal. Seine hohen Werte in AO, DQ und xG+xA sprechen für sich, zudem hat er seine Scorerwerte unterperformt, somit dort und beim Notenschnitt bei einer besseren Saison von Frankfurt Steigerungspotential.
Ein Kontrast zu den zwei Risikospielern ist Anton Stach. Als wichtigster Mann im Mittelfeld ist er fest gesetzt bei Mainz. Nicht umsonst in Schnellzeit vom 2. Liga- zum Nationalspieler aufgestiegen, besticht Stach durch überdurchschnittliche Werte im Offensiv- und Defensivbereich, beim Notenschnitt und den Scorerwerten.
Eine Anomalie findet sich in Ko Itakura, für den keine Werte zur Verfügung stehen. Der Notenschnitt bezieht sich auf seine bedingt vergleichbaren Leistungen in der 2. Liga. Werte zu AO und DQ der 2. Liga sind bei smarterscout nicht kostenlos einzusehen, fbref bietet die xG+xA-Werte gar nicht an. An dieser Position ursprünglich Koné geplant, der allerdings die komplette Vorbereitung verpasste und deswegen als zu unsicher eingestuft wurde. Teamkollege Itakura soll zum gleichen Preis die gleiche Rolle übernehmen, als auffälliger Defensivspieler eines verbesserten Gladbacher Teams, zumal er als Innenverteidiger oder 6er seinen Platz sicher haben sollte.
Abwehr
Mit Nico Schlotterbeck befindet sich mein teuerster und einziger Spieler über 4 Mio in der Abwehr. Grundsätzlich habe ich die Meinung, dass teure Abwehrspieler selbst im Optimalfall zu wenig zusätzliche Punkte liefern, um sich zu lohnen. Das aufgrund des Verzichts auf teure Spieler in Mittelfeld und Sturm gesparte Geld wäre auf der Bank, ob als Extrageld für die Wechsel oder in Ersatzspielern, verschwendet, so landet es schlussendlich in der Abwehr. Als Innenverteidiger sind die beschriebenen Risiken der Extrembelastung zudem leicht abgeschwächt. Schlotterbeck ist der mit Abstand teuerste Spieler der Abwehr, hat dafür auch eine herausragende Saison in allen Bereichen gespielt. Zusätzlich lässt meine Skepsis bezüglich Dortmunds offensiver Durchschlagskraft darauf schließen, dass die Abwehr stärker glänzen kann als üblich.
Auch der zweitteuerste Spieler des Kaders, Alphonso Davies, spielt in der Abwehr. Das große Manko an Davies ist die vergleichsweise schlechte Benotung durch den kicker. Dieses wird mehr als aufgewogen durch seine fantastischen offensiven und defensiven Werte und die mögliche Steigerung seiner Scorerpunkte nach dem Weggang von Lewandowski. Als Bayernspieler ist er die ständige Belastungssteuerung gewohnt und wird mit Kanada vermutlich nicht viele Spiele im Winter absolvieren.
Marvin Friedrich könnte zwei Mal in der Tabelle auftauchen, als Spieler von Union und von Gladbach. Im Trikot von Union erreichte er eine Durchschnittsnote von 3,38, in Gladbach sank diese auf 3,86. Sein xG+xA-Wert sank von 0,16 auf 0,05. Smarterscout bietet diese Zweiteilung nicht sauber an, die hohen zusammen-genommenen Werte lassen aber vermuten, dass der Abfall seiner Aktionen nicht so zu groß war. In einem stärkeren Gladbacher Team sollte er mehr an seine Union-Zeit anknüpfen als die verkorkste Rückrunde und ist als torgefährlicher Innenverteidiger für ein paar Treffer gut sein.
In einer ähnlichen Lage befindet sich Tuta, der ebenfalls wie sein Team bessere Leistungen zeigen sollte und torgefährlich ist. Trainer Glasner hat schon bei seiner Zeit in Wolfsburg die Spieler der Abwehrkette gut aussehen lassen. Laut smarterscout ist Tuta sogar einer der Spieler der Topligen mit dem größten Impact (im Tweet geführt als “Silva L”).
Tor
Im Tor ist seit jeher die klügste Strategie, den im Paket günstigsten Torwart zu nehmen, der ordentliches Bundesliganiveau hat. In den letzten Jahren war dies meist der bessere der Aufstiegskeeper. In dieser Saison sind tatsächlich beide Spieler im Tor der Aufsteiger Schalke (Schwolow) und Bremen (Pavlenka) von fragwürdiger Qualität. Die zwei billigsten Varianten aus Berlin (Christensen, Rönnow) haben nie langfristig in der Bundesliga überzeugt. Die Nr. 1 in Stuttgart (Müller) kommt aus einer schwachen Saison und um die Nr. 2 in Mainz ranken sich Wechselgerüchte, wodurch diese Alternative (Zentner, Dahmen) zu riskant ist.
Das führt zu Oliver Baumann, dem Dauerbrenner aus Hoffenheim. Selten verletzt und vom Fähigkeitenprofil komplett sorgt er für die nötige Sicherheit auf der Position. Da die preisliche Nr. 3 Luca Philipp die tatsächliche Nr. 2 ist, ergibt sich hier als Bonus die Möglichkeit auf den Augsburger Daniel Klein zu spekulieren, der von dem zurecht geschwundenen Vertrauen in Gikiewicz profitieren könnte.
Talente
Abgerundet wird der Kader wie üblich von den Talenten aus der untersten Preiskategorie. In der Abwehr lohnt sich der Aufpreis für den möglichen Freiburger Stammspieler Sildillia für die gewonnene Flexibilität. Augsburgs Zehnter bekam Lob vom ehemaligen Jugendcoach Maaßen.
Im Mittefeld darf Stuttgarts Ahamada natürlich nicht fehlen, der jetzt schon einen Stammplatz inne hat. Sein Teamkollege Egloff wird seit Jahren von Verletzungen zurückgehalten, ohne die er unter Jugendförderer Matarazzo wohl längst eine größere Rolle gespielt hätte. Der Gladbacher Fraulo kommt mit vielen Lorbeeren aus der Vorbereitung.
Ebenso Teamkollege Borges Sanches, der im Pokal eingewechselt wurde. Dort hat Herthaner Scherhant gefehlt, könnte aber bei einer wahrscheinlichen Krise zu Einsatzzeiten kommen.
Abschlussgedanken
Ob der Verzicht auf teure Offensivspieler sich auszahlt, wird erst zu sehen sein, wenn der verengte Spielplan eine Weile in Gang ist und anfängt, Spuren zu hinterlassen. Bis dahin wird der Kader hinterherhinken und nicht in die vordersten Ränge vorstoßen. Inwiefern die Strategie im Winter gewechselt wird, ist maßgeblich vom Verlauf der WM und anschließender Winterpause abhängig.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags sind bereits zwei Spieltage vergangen. Shootingstar Musiala kann ich mir als Septembertausch nicht holen, würde aber auch gegen meine Strategie verstoßen. Ärgerlich ist die rote Karte von Szoboszlai, der sich damit um die frühe Chance auf einen Stammplatz bringt und bis zum September nicht genug Information liefert, um eine genauere Prognose über seinen Status zu treffen. Insgesamt ist der Rückstand des Teams größer als erhofft, aber Sorgen mache ich mir noch nicht.
Ranking aller Spieler mit mindestens einem Drittel der möglichen Spielzeit nach ihrem npxG/90-Wert.