Besser kurz vor knapp als nie!
Teams
Neben der Ergebnisse der Mannschaften liegt hier der Fokus auf Spieler, die in der späteren xG-Analyse nicht auftauchen.
In der letzten Saison gab es nur einen krassen Ausreißer bei den Mannschaften bzgl. Vergleich von xG- und Tordifferenz. Es gibt also fast keine Mannschaft, die sich direkt positiv oder negativ aufdrängt.
Die Top 6 sind gleichzeitig die einzigen Teams mit einer positiven xG- und Tordifferenz. Davon hat der FC Bayern als einzige Mannschaft seine xG-Differenz nicht überperformt. Das ist ein Grund, warum sie trotz der besten xG-Differenz nur Dritter in der Tabelle geworden sind. Dazu kommt, dass Bayer Leverkusen in vielen Spielen eine frühe Führung verwalten konnte und dem Gegner mehr Schüsse erlauben könnte. Somit steht es außer Frage, dass Leverkusen verdient Meister geworden ist. Da B04 alle Leistungsträger gehalten, starke Transfers getätigt (Aleix Garcia, Martin Terrier, Jeanuel Belocian) und Xabi Alonso weiterhin als Trainer hat, sind sie erneut großer Titelanwärter. Die Bayern haben mit Michael Olise einen herausragenden Neuzugang (Kaufempfehlung!), aber auch Fragezeichen bei Joao Palhinha (schwaches Passspiel) und Trainer Vincent Kompany (fehlende Erfahrung auf Topniveau).
Der VfB Stuttgart muss mit der ungewohnten Mehrfachbelastung klarkommen. Viele gute Transfers für die Breite und eine starke Spielidee sollten sie aber nicht einbrechen lassen. Das Überangebot in der Offensive und Unklarheiten in der Abwehr machen alle Spieler unsicher. RB Leipzig hat den Abgang von Xavi mit einer erneuten Leihe von Xavi gelöst, bei Dani Olmo ist die Nachfolge unklar. Antonio Nusa ist mit 2,0 Mio billig, aber ein anderer Spielertyp, hat kein herausstechendes statistisches Profil und würde einen Platz im Sturm wegnehmen. Es ist unklar, wer zwischen Nusa, Elmas und Baumgartner die meiste Spielzeit erhält, daher bei allen drei Finger weg.
Nachdem Edin Terzic nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund ist, sind deren Spieler wieder deutlich interessanter. Nuri Sahin hat wenig Erfahrung als Trainer, nimmt sich aber in seinem vielversprechenden Spielstil wie Sebastian Hoeneß und Faban Hürzeler Anleihen von Fabio De Zerbis Brighton. Dazu passend wurde Pascal Groß verpflichtet. Ein großartiger Spieler, bei dem der einzige Negativpunkt das Alter (33) ist. Yan Couto dagegen ist schlicht zu teuer.
Über Eintracht Frankfurt liegt eine Aura des Ungewissen. Bessert sich der biedere Spielstil von Dino Toppmöller in seiner zweiten Saison? Stecken sie die Europa League gut weg? Wie gut verkraftet es der Manager, durch die vielen Spiele am Donnerstag nie frühzeitig zu wissen, ob ein Spieler in der Startelf steht? Der spannendste Spieler ist hier freilich Hugo Ekitiké, der in der Schlussphase der letzten Saison aufgedreht hat. Wobei er seinen xG-Wert von 0.30 mit einem Torwert von 0.50 deutlich überperformt hat und sein Können noch nie über eine volle Saison zur Schau gestellt hat. Da er für einen moderaten Preis von 3,5 Mio das Potential zu einer Topauseute hat, ist er dennoch zurecht einer der meistgewählten Spieler. Interessant ist auch der spielstarke Innenverteidiger Arthur Theate für 2,7 Mio.
Es folgt ein großer Block aus Mittefeldmannschaften von Mainz bis Bochum, die alle nicht (mehr) international spielen. Davon haben der FSV Mainz 05 und der SC Freiburg haben gleichzeitig die beste xG-Differenz und größte Unterperformance, daher eignen sich Spieler aus diesen Mannschaften am ehesten. Die schlechteste xG-Differenz, aber auch unterperformt und die Dreifachbelastung los hat Union Berlin. Das größte Manko ist, dass kein Spieler einen sicheren Stammplatz hat. Spekulieren lohnt sich bei drei Neuzugängen für jeweils 2,0 Mio: Laszlo Benes, Tom Rothe und Leopold Querfeld sind sehr torgefährlich bzw. passstark für ihre Positionen.
Neben Frankfurt ist die zweite Wundertüte der Liga der FC Heidenheim. Die Mannschaft stark überperformt, alle vier offensiven Schlüsselspieler (Kleindienst, Dinkci, Beste, Sessa) verloren und muss sich zusätzlich mit der Europa Conference League zurechtfinden. Dafür sind die Neuzugänge Sirlord Conteh (1,3 Mio), Maximilian Breunig (1,0 Mio), Paul Wanner (1,6 Mio) und Leonardo Scienza (1,4 Mio) nicht nur gut, sondern auch erstaunlich billig. Gerade die beiden Mittelfeldspieler eignen sich optimal als Backups, da sie Stammspieler sind, hohes Offensivpotential haben und Sonntags meist später als die der Großteil des restlichen Kaders spielen.
Die Werte zum FC St. Pauli und Holstein Kiel finden sich im Artikel zur 2. Liga. Pauli hat nach Hürzelers Abgang zu Brighton die Nachfolge klug geregelt. Der neue Trainer Alexander Blessin hat viele Gemeinsamkeiten mit Hürzeler, fokussiert sich aber statt auf geduldigem Aufbauspiel mehr auf Ballgewinne nach hohem Pressing. Das könnte mit einem qualitativ unterlegenen Kader für die Bundesliga deutlich besser funktionieren. Als fantastischer Aufbauspieler und bester Innenverteidiger des besseren Aufsteigers ist Eric Smith für 1,8 Mio eine traditionell gute Wahl. Allerdings fehlt es ihm wie der gesamten Dreierabwehr an Geschwindigkeit und seine Passstärke ist unter Blessing nicht mehr ein Schlüsselelement. Daher ist Philipp Treu für 1,4 Mio sogar interessanter und günstiger, der als Wingback flexibel in Seite und Spielweise ist. Im Mittefeld sind Jackson Irvine (2,2 Mio) und Robert Wagner (1,6 Mio) gesetzt, wenn auch nicht torgefährlich. Im Sturm herrscht zu viel Unklarheit ob der Stammbesetzung.
Auch die Holstein Kiels Spielweise könnte für den Klassenerhalt sorgen. Wer ihnen mehr zutraut als Pauli oder Heidenheim findet in den gleichen Preissegmenten gute Alternativen in Shuto Machino (1,4 Mio), Finn Porath (1,6 Mio) oder Timo Becker (1,8 Mio). Die Kombination aus Alter und Preis macht Lewis Holtby und Steven Skrzybski uninteressant.
Spieler
Kommen wir zu den xG-Werte der Spieler im Vergleich zu ihren tatsächlich erzielten Toren.
Sturm
Die Elite der Stürmer bestand letzte Saison aus Harry Kane, Serhou Guirassy, Victor Boniface, Lois Openda und Deniz Undav. Aus meiner Sicht lohnt sich hier nur Kane, da er sehr wahrscheinlich wieder der punktbeste Spieler sein wird. Guirassy ist aktuell verletzt, Boniface generell oft verletzt, Openda zu teuer im Vergleich zu Kane und bei Undav sind zu viele Unklarheiten (erst eine Saison auf Topniveau, Stärke von Stuttgart, altersmäßig eher am Ende des Peaks).
Erst in der Gruppe danach folgen spannende Personalien. Benjamin Sesko hat extrem überperformt und hat nicht die besten Noten bekommen. Maximilian Beier hat ebenfalls überperformt und muss sich in Dortmund neu beweisen. Beide sind aber jung und spielen die erste volle Saison auf Topniveau, können sich also noch steigern.
Alle anderen Spieler haben keine Stammplätze.
Hier gibt es eine Vielzahl an Spielern in ähnlichen Preisregionen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Die Wahl hängt davon ab, wie sehr europäische Belastung, Stärke der Mannschaft und Verletzungsgefahr bewertet wird.
Heraus sticht Mathys Tel aus mehreren Gründen. Er hat die größte Überperformance, vermutlich auch da er meist eingewechselt wurde und müde Abwehrreihen die echten Torwahrscheinlichkeiten vergrößert haben. Als einziger spielt er für einen der Meisterschaftsanwärter. Dort hat er starke Konkurrenz, unter denen sich aber ein Verletzter (Sané) und zwei Abgangskandidaten (Coman, Gnabry) befinden. Und er ist für die kommende Saison im Mittelfeld gelistet. Für 2,8 Mio ist Tel der spannendste Risikospieler diese Saison.
Mittelfeld
Unter den torgefährlichen Mittelfeldspielern ist der erste Name auf der Liste: Silas. Wie bei Tel gibt es hier sicherlich Einwechseleffekte, siehe die Chance im Supercup. Wer sehr risikofreudig ist, der kann es bei einem Preis von 2,2 Mio mit ihm versuchen.
Die drei teuersten Spieler sind zurecht Florian Wirtz, Jamal Musiala, Xavi und Leroy Sané. Letzterer ist verletzt und damit kein Kandidat. Bei den anderen drei gibt es keine Bedenken.
Der nächste auffällige Spieler ist Robin Hack. Seine extreme Überperformance hat Gladbach im Saisonendspurt gerettet. Das wird er in dieser Form nicht wiederholen.
Vom Rest sind nur Jonas Hofmann, Lee Jae-sung und Ritsu Doan von Interesse. Bei Hofmann ist unklar, wie viele Spiele er macht. Auch Lee hat viel Konkurrenz. Doan ist am ehesten gesetzt, wenn auch Dinkci hinter ihm lauert.
Ab diesem Bereich spielt Torgefahr eine kleine Rolle. Brandt hat überperformt, wird aber in einer verbesserten Mannschaft spielen. Romano Schmid ist leicht torgefährlich und hat einen Stammplatz, ein solider Pick. Millot hat viel Konkurrenz und bekommt relativ schlechte Noten, aber ist ein wichtiger Spieler in Stuttgart.
Weitere gute Spieler in der Graphik: Merlin Röhl, Nadiem Amiri und Kevin Stöger. Alle drei sollten Stammspieler sein und durch gutes Offensivspiel glänzen.
Alle anderen Spieler, die nicht zu sehen sind, schießen kaum Tore. Auch wenn interessante Namen darunter sind, sollten diese auf ein Minimum reduziert werden.
Abwehr
Hier werden noch mehr Spieler nicht dargestellt als im Sturm und Mittelfeld. Nur ganz wenige Abwehrspieler sind aufgrund von Torgefahr interessant.
Davon ist die Nummer 1 natürlich Jeremie Frimpong. Im Gegensatz zu Alex Grimaldo hat er sogar nicht überperformt. Laut neuesten Meldungen geht die Tendenz zu einem Verbleib in Leverkusen. Dennoch wohl zu viel Risiko für 6,0 Mio, wenn es für 0,5 Mio mehr jenen Grimaldo oder Xavi im Mittelfeld gibt.
Auch mit Risiko behaftet, aber zumindest günstiger sind Raphael Guerreiro und Mohamed Simakan. Beide haben starke Konkurrenz, zudem gab es bei Simakan zuletzt Wechselgerüchte. Das lohnt sich bei den preislichen Alternativen, z.B. die beiden Schlotterbecks, nicht.
Die nächste Risikoabwägung findet bei Piero Hincapié statt. Wie für alle Leverkusener IV gab es bei ihm leise Wechselgerüchte, aber nichts konkretes. Generell wurde er letzte Saison etwas schlechter benotet als seine Kollegen und die Konkurrenz besteht aus dem in der Vorbereitung auffallenden Belocian und (einem) Kossonou(-Ersatz). Dagegen steht für 2,6 Mio ein potentiell zum Stammspieler aufgestiegener Verteidiger von Leverkusen, der sogar noch ein oder zwei Tore mehr machen könnte.
Weniger Tore sind dagegen bei Maximilian Wittek zu erwarten. Dazu kommt das fortgeschrittene Alter und die Verletzungsanfälligkeit. Trotz alledem für den Preis von 1,7 Mio keine schlechte Wahl dank seiner offensiven Fähigkeiten.
Zuletzt noch ein paar Abwehrspieler, die ihre xG-Werte überperformt haben, von denen man also nicht mit Toren rechnen sollte. Besonders bei Niklas Stark und Maxence Lacroix. Deren Überperformance war so stark, dass ich die entsprechenden roten Balken nicht gleichzeitig mit allen Namen anzeigen kann.
Danke!!!!