Teure Spieler im kicker Manager lohnen sich nicht
Vier Gründe für den besonderen Wert günstiger Spieler in der Saison 22/23
In meiner Analyse zu den Erfolgszonen im kicker Interactive Manager schrieb ich, dass “vor allem auf günstige Schnäppchen und die richtigen teuren Topspieler gesetzt werden” sollte. Im Allgemeinen ist dies eine erfolgsversprechende Strategie. In der laufenden Saison gibt es jedoch mit der WM in Katar eine Besonderheit, die zusätzlich zu kürzlichen Entwicklungen im Spiel dafür sorgt, dass Spieler ab 4 Mio Marktwert unattraktiv sind.
Der Fokus im zitierten Satz liegt auf den richtigen Spielern im hohen Preisbereich. Obwohl es wahrscheinlich ist, dass in der Bestenliste nach Saisonende wie immer mehrere teure Topspieler platziert sind, liegt über allen ein Schleier der Unsicherheit, der die Prognose schwierig macht, welche Spieler genau das sein werden. Da hochpreisige Spieler meist in den Spitzenvereinen (Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen) spielen, haben sie Risikofaktoren wie große Konkurrenz, Mehrfachbelastung und Rotationsgefahr gemein, die günstigeren Spielern mindestens zu Teilen abgehen.
Der eine Spieler, bei dem diese Faktoren keine Rolle gespielt haben, hat die Liga verlassen - Robert Lewandowski. Nicht umsonst hieß die entsprechende Zone in der Analyse “Lewandowski-Land”, denn nur er hatte die eingebaute Garantie, Punkte zu liefern. Alle anderen Spieler aus vergleichbaren Preisregionen waren weniger verlässlich, insbesondere über mehrere Saisons. Der Aufpreis zu günstigeren Spielern mit mehr Risiko verbunden. Das hat sich durch die folgenden vier Gründe in dieser Saison noch verstärkt.
Mehr Punkte für Startelfeinsätze
Diese Entwicklung gilt schon seit der Vorsaison 21/22, zu der die vergebenen Punkte für Startelfeinsätze um 2 Punkte auf 4 Punkte angehoben wurden (Einwechslungen dagegen bekamen einen Bonus von nur 1 Punkt mehr). Davon profitieren grundsätzlich alle Spieler gleichermaßen, jedoch stehen teure Spieler als Teil von Mannschaften mit belastungsbedingter Rotation seltener in der Startelf. Auf die gesamte Saison gesehen macht das einen geringen Unterschied von etwa zwei bis zehn Startelfnominierungen, also 4 bis 20 Punkte, im Vergleich zu nicht betroffenen Spielern aus. Nicht der Rede wert.
Den entscheidenden Effekt macht die veränderte Effizienz aus. Als fiktives Beispiel nehmen wir Spieler A für 5,0 Mio Marktwert und Spieler B für 2,5 Mio Marktwert. Beide stehen in 30 Spielen in der Startelf. Angenommen Spieler A erzielt nach alten Regeln 250 Punkte und Spieler B 125 Punkte. Der Effizienzwert liegt somit für beide Spieler bei 50 Punkten pro Million (PpM). Der teurere Spieler lohnt sich, da er nicht an Effizienz verliert.
Durch die neuen Regeln erhalten beide Spieler den gleichen absoluten Bonus, da sie die gleiche Anzahl an Startelfaufstellungen haben, in Form von 60 Punkten. Spieler A hat jetzt mit 310 Punkten einen Wert von 62 PpM. Andererseits erhöht sich die Effizienz von Spieler B mit 185 Punkten auf 74 PpM. Im Vergleich steigt die Effizienz des günstigeren Spielers bei gleichen Rahmenbedingungen also schneller, womit er an relativer Qualität gewinnt.
Das Hauptargument für teure Spieler ist trotz alledem die große absolute Ausbeute. Jedoch muss diese sich deutlich von günstigeren Spielern unterscheiden. Je größer der Effizienzunterschied, desto geringer die Differenz in der Gesamtpunktzahl, wodurch teure Spieler außerordentlich liefern müssen, um sich zu lohnen.
Mit der Auswahl des richtigen Topspielers kann sich die Preisdifferenz weiterhin lohnen. Ein günstiger Spieler muss gut genug punkten, damit die gesunkene Gesamtpunktzahl bei Downgrade nicht zu hoch ausfällt. Die Wahl eines guten Schnäppchens ist schwerer als die eines Stars, da die diese ihr Können unter Beweis gestellt haben und zumeist bei Vereinen mit der größten Offensivpower spielen. Hier kommt der zweite Grund in’s Spiel.
Die Identifikation guter Spieler ist so leicht wie nie
Hochglanzspieler bekommen mehr Aufmerksamkeit der Medien und Fans, womit ihre aktuelle Leistungsfähigkeit leichter einzuschätzen ist. Spieler kleinerer Vereine erfordern mehr Recherche für eine treffende Beurteilung. Diese wird jedoch immer leichter. Spezialisierte Webseiten für Managerspiele wie LigaInsider mehren sich und verbessern ständig ihr Angebot, mit deren Hilfe eine gezielte Vorbereitung möglich ist. Vereins- und Diskussionsforen ermöglichen den Austausch zu konkreten Personalien.
Darüber hinaus steigt der Zugang zu öffentlichen Daten rund um den Fußball aus aller Welt. Indirekt durch Artikel mit analytischem Fokus, direkt durch Seiten wie fbref.com, die eine umfassende Auswahl an grundlegenden und fortgeschrittenen Daten kostenlos zur Verfügung stellen. Moderne Statistiken wie Expected Goals erlauben es, Spieler in der Bundesliga im Besonderen, aber auch Neuzugänge aus kleineren Ligen besser als je zuvor auf ihre Tauglichkeit für das Managerspiel zu untersuchen.
Letztlich ist auf den kicker Manager bezogen aber ein Wert bei der Kaderzusammenstellung der wichtigste, der Marktwert der Spieler.
Die diesjährige Preisgestaltung
Hauptfaktor für die Bewertung eines Spielers im Manager ist natürlich sein Preis. Eine Ebene höher ist es die allgemeine Preisgestaltung des kickers, die auf die Gestalt des Kaders den größten Einfluss hat. Obwohl sich die Verteilung der Preise im Vergleich zu letzter Saison kaum verändert hat, hat sich die interessante Preisregion auf den Bereich von 2 bis 3,2 Mio verschoben.
Dort gibt es zahlreiche Spieler mit Potential für die richtige Mischung aus Effizienz und Effektivität, um am Ende in der Zone zu landen, die ich in meiner verlinkten Analyse Goldgrube genannt habe. Konkrete Namen werden in meiner bald erscheinenden Kadervorstellung genannt.
Wertvolle teure Spieler beginnen ab 4,0 Mio und reichen bis zu dem Maximalpreis von 8,5 Mio für Nkunku. Da eine Masse an guten Spielern für wenig Geld zu haben ist, gibt es für Upgrades auf die Schwergewichte auf jedem Kaderplatz einen stattlichen Preissprung. Das Vorhandensein vieler möglicher Schnäppchen erlaubt ein einfaches Einbauen teurer Spieler, die hier vorgestellten Gründe werfen aber die Frage auf, ob sich der Mehraufwand überhaupt lohnt.
Dass die Antwort darauf negativ ist, liegt hauptsächlich am nächsten Grund.
Der extrem verengte Spielplan
Die eingangs erwähnten Risikofaktoren bei teuren Spielern sind fast ausschließlich auf eine Ursache zurückzuführen: dem engen Spielplan. Häufige Perioden mit mehr als einem Spiel pro Woche führen bei einzelnen Spielern zu erhöhter Verletzungsgefahr, weshalb Vereine, die in internationalen Wettbewerben vertreten sind, besonders darauf achten, einen ausgeglichenen Kader zu haben, der einen großen Konkurrenzkampf und ständige Rotationen ermöglicht.
Der Zeitpunkt der WM in Katar im Winter sorgt dafür, dass in dieser Saison eine Extremsituation bezüglich der Spielhäufigkeit vorliegt. Folgende Auswertung schlüsselt die maximal mögliche Belastung nach Saisonabschnitt auf.
Hinrunde (05.08. - 12.11.)
14 Wochen - 15 Liga + 2 Pokal + 6 CL + 2 Land - 25 Spiele
WM (20.11. - 18.12.)
4 Wochen - 3 Gruppe + 4 KO - 7 Spiele
Rückrunde (21.01. - 27.05.)
19 Wochen - 19 Liga + 3 Pokal + 6 CL + 2 Land - 30 Spiele
Für Spieler, die an allen vier möglichen Wettbewerben teilnehmen, ist das ein brutales Programm. Selbst die Kader von den absoluten Spitzenvereinen sind nicht gut genug gerüstet, um allen Leistungsträgern adäquate Pausen geben zu können. Die Rotation wird zunehmen und das Verletzungsrisiko steigen.
Von allen Spielern ab 4,0 Mio Marktwert, nehmen lediglich fünf sicher nicht an allen vier Wettbewerben teil. Schick, Kramarić und Hofmann sind verletzungsanfällig, Silva nicht sicher Teil der besten Elf von Leipzig und Modeste alt und höchstens Sturmoption Nr. 1 bis Haller zurück ist.
Alle anderen Spieler aus dieser Preisregion setzen sich der Vierfachbelastung aus. Von diesen werden selbstverständlich nicht alle die aufgelistete Höchstzahl an Spielen bestreiten. Gerade in der Hinrunde mit Champions League- und WM-Gruppenphase fallen nur wenige Spiele weg.
Das bedeutet nicht zwingend, dass alle davon ihrem Preis nicht gerecht werden. Es ist damit zu rechnen, dass einige davon eine hervorragende Saison spielen. Nicht abzuschätzen ist, welche davon das sein werden. Denn einzeln betrachtet haben alle ein erhöhtes Ausfallrisiko, das ihre geringen Vorteile überwiegt. Deswegen ist es in dieser Ausnahmesituation lohnenswert, auf teure Spieler zu verzichten und auf günstigere Spieler zu setzen.