Analyse zur 2. Bundesliga 24/25
Einschätzungen zu Kandidaten für den kicker Manager mit Fokus auf Expected Goals.
Am Freitag startet die 2. Bundesliga und damit auch das Managerspiel Interactive. Erstmals stehen bei fbref.com xG-Daten für die vergangenen Zweitligasaison zur Verfügung, daher gibt es dazu erstmalig eine ausführliche Analyse.
Eingegangen wir vor allem auf Stürmer und Mittelfeldspieler mit einer kurzen Einschätzung zu Verteidigern und den Mannschaftsleistungen. Da keine Daten für die 3. Liga vorliegen, fallen die Aufsteiger leider heraus.
Welche Spieler haben überperformt? Welche sind besonders interessant? Am Ende gibt es eine Auflistung des Pools, aus dem sich nach meiner Einschätzung Kern des Kaders bilden sollte.
Alle Daten stammen vom kicker und fbref. Bei den xG- und Torwerten wurden Elfmeter herausgerechnet und nur Spieler mit mind. 900 Spielminuten berücksichtigt.
Spieler
Um eine bessere Übersicht zu bewahren, werden die Spieler nach Positionseinteilung vom kicker im letzten Jahr getrennt und absteigend nach Torgefahr in Gruppen eingeteilt.
Sturm
Interessanterweise findet sich der beste Stürmer eines Aufsteigers erst auf Platz 19 (Benedikt Pichler von Holstein Kiel). Für einen Aufstieg braucht es also nicht zwingend eine Tormaschine ganz vorne.
Wir blicken zuerst auf die Stürmer mit mindestens 0,4 npxG pro Spiel.
Es gab eine klare Spitzengruppe von vier Stürmern. Voraussichtlich bleiben sogar alle der Liga erhalten. Robert Glatzel war in den letzten Jahren ein Torgarant, ähnlich erfolgreich war letzte Saison Haris Tabakovic, somit haben sie sich das Preismaximum verdient. Ein kleiner Makel an beiden ist, dass sie mit 30 aus dem besten Fußballeralter knapp hinaus sind. Wobei Tabakovic bei einer verbesserten Hertha durchaus noch mehr Punkte holen könnte und somit Glatzel vorzuziehen ist.
Die beiden anderen Spitzenstürmer Budu Zivzivadze und Ragnar Ache kosten bei vergleichbarer Torgefahr weniger als das Maximum von 1,0 Mio, spielen aber bei schlechteren Mannschaften und sind keine Dauerspieler. Zivzivadze hat zuletzt in der Saison 20/21 mehr als 2,000 Minuten gespielt, Ache noch nie. Deshalb rate ich von beiden ab.
Auf den Plätzen danach haben viele Spieler die Liga verlassen. Von den verbliebenen sind Adriano Grimaldi und Fabian Schleusener zwei ältere Stürmer, die ihre hohen Werte als häufige Einwechelspieler erbracht haben. Bei Luca Schuler ist als Neuzugang von Hertha unklar, ob er einen Stammplatz inne hat. Alle erhalten keine Empfehlung.
Deutlich interessanter sind Rayan Philippe und Nicolo Tresoldi. Der Braunschweiger hat maßgeblich zur guten Rückrunde beigetragen und weist einen Notenschnitt von 3,15 vor. Dagegen ist Tresoldis Schnitt von 3,64 ausbaufähig, dafür spielt er bei einem Aufstiegskandidaten und kränkelt an einer guten Chancenverwartung, oft das Markenzeichen eines unterbewerteten Stürmers. Klare Kaufempfehlung für beide.
Das gilt gleichfalls für Filip Bilbija, dem Anführer der nächsten Gruppe. Dieser hat seine xG noch stärker als Tresoldi unterperformt und sollte im Normalfall deutlich mehr Tore schießen. Bei allen drei ist nicht auszuschließen, dass sie noch wechseln, hartnäckige Gerüchte gibt es allerdings keine.
Hier enden die Kaufempfehlungen. Aufgrund von Überperformance ist Vorsicht angesagt bei Vincent Vermeij, Kenan Karaman und Branimir Hrgota. Nur der Fürther hat in der 2. Liga langfristig seine xG-Werte überperformt, jedoch nicht so stark wie letzte Saison. Zudem hat er die geringste Torgefahr von den drei. Der Schalker hat das meiste Potential, ist mit 0,9 Mio aber auch teuer.
Ebenfalls der Preis spricht gegen Luca Schnellbacher und Havard Nielsen. Mit 0,7 Mio kosten sie so viel wie die drei Empfehlungen von oben und sind somit uninteressant.
Bei den verbleibenden Spielern (Lasme, Niederlechner, Königsdorffer, Voglsammer, Dompé, Winkler, Srbeny, Schleimer) herrscht große Unklarheit, wie viel Spielzeit sie sammeln werden.
Interessant ist nur noch Paul Stock, der für die kommende Saison im Mittelfeld klassifiziert wurde. Dort mangelt es an Torgefahr, wie später zu sehen.
Die interessantesten Spieler in der letzten Gruppe sind Baris Atik und Fabian Reese. Beide sind versprühen relativ wenig Torgefahr, holen aber als Fixpunkt des Spiels ihrer Mannschaften viele Punkte und sind demensprechend teuer. Der Berliner hat überperformt und ist aktuell verletzt, also eher keine Option. Für Leute, die mehr auf Spielstärke als Torgefahr gehen wollen, ist daher Atik eine gute Wahl.
Mögliche Backups sind die 0,4er Christian Conteh, Benjamin Goller und Ilyas Ansah. Gerade letzterer ist überlegenswert, da er erst 19 Jahre alt ist und nicht bei einem Abstiegskandidaten spielt.
Am besten eignen sich dazu aber wohl drei Liganeulinge in der Preisstufe darunter. Emil Höjlund, Damion Downs und Noel Futkeu kosten jeweils 0,3 Mio und sind nahe an der Startelf. Bei allen drei liegen aufgrund von wenig Spielzeit bzw. der unterklassigen Liga keine Zahlen vor.
Die spannendsten Neuzugänge sind sicherlich Moussa Sylla und Tim Lemperle. Mit 0,6 Mio sind sie günstiger als das empfehlenswerte Trio von ganz oben. Der Schalker hat letzte Saison in der zweiten französischen Liga einen relativ geringen xG-Wert (0,25) stark überperformt (0,41). Zudem war es seine erste Profisaison mit über 2,000 Minuten. Das sollte zumindest berücksichtigt werden bei einem ansonsten vielversprechenden Spieler.
Die Werte des letztes Jahr im Mittelfeld einsortierten Kölners befinden sich im nächsten Abschnitt.
Mittelfeld
Eine große Auffälligkeit der letzten Spielzeit war das Fehlen torgefährlicher Mittelfeldspieler. Nach dem herausragenden Tzolis haben nur vier weitere Spieler mind. 0,3 xG pro 90 Min erreicht. Alle haben die Liga verlassen.
An der Spitze thronen damit der erwähnte Tim Lemperle und Marlon Ritter. Lemperle hat allerdings im Sturm gespielt und wurde dementsprechend für die neue Saison dort einsortiert. Jetzt in einer stärkeren Mannschaft könnte er seine Werte steigern und ist für 0,6 Mio ein sinnvoller Kauf.
Nach zwei Jahren im zentralen Mittelfeld wurde Ritter wieder hauptsächlich als offensiver Mittelfeldspieler aufgestellt und das hat sich bemerkbar gemacht. Es war seine torreichste Saison seit seinem Durchbruch in Paderborn in der 3. Liga 17/18. Allgemein glänzt Ritter durch Konstanz, in den vier Jahren bei Kaiserslautern hat er nur in der ersten Saison weniger als 2,000 Minuten gespielt; es waren 1,990. Hier kann man nichts falsch machen.
Getoppt wird er nur von Marvin Wanitzek, der sogar in den letzten sieben Jahren immer über 2,790 Minuten gespielt hat. Wanitzek ist so konstant, dass seine Torausbeute perfekt im Einklang zu seinem xG-Wert ist. Mit 31 könnte der körperliche Verfall jederzeit einsetzen, davon ist bei Wanitzek aber nichts zu spüren und damit ist der Spitzenpreis von 1,0 Mio gerechtfertigt.
Im gleichen Alter ist Felix Klaus. Auf der Außenposition ist Schnelligkeit essenziell und mit Niemic hat er einen jungen Konkurrenten, der ihm durchaus den Rang ablaufen könnte. Besser investiert ist das Geld in Jannik Rochelt, der nach einer überzeugenden Saison zu einem besseren Verein gewechselt ist.
Verdrängt hat er dadurch Sebastian Ernst, der zu Regensburg gewechselt ist. Seine guten Werte stammen von vielen Einwechslungen, zudem gibt es für 0,4 Mio eine wesentlich spannendere Alternative in Johan Gomez. Die krasse Unterperformance des Braunschweigers sollte in der Form nicht wieder vorkommen. Mit 23 ist er kurz vor Beginn des typischen Peaks und könnte, falls Braunschweig sich berappelt, zum Schnäppchen werden. Für etwas mehr Geld hat Lee Hyunjun bei einer schwächeren Mannschaft Torgefahr zeigt, hat jedoch keinen sicher Stammplatz.
Starke Überperformer in der zweiten Gruppe sind unter anderem Ao Tanaka, Connor Krempicki und Fabio Kaufmann. Aufgrund von Wechselgerüchten bzw. des Alters ist von den drei abzuraten. Ebenso bei Julian Green, der trotz eines starken Notenschnitts zu verletzungsanfällig ist.
Eine gute Wahl trifft man dagegen bei Manuel Feil, Isak Johannesson, Robin Heußer und Jens Castrop. Der geringe Mehraufwand für den Düsseldorfer und den Karlsruher sollte sich aufgrund der deutlich besseren Vereine lohnen.
In dieser Gruppe sollte nicht mit der Erwartung an Toren herangegangen werden. Werte unter 0,1 xG pro 90 Min bedeuten über die ganze Saison bei voller Spielzeit drei Tore oder weniger. Bei geringerer Spielzeit führt 1 Tor mehr oder weniger zu extremer Über- oder Unterperformance, daher sollte das kaum ins Gewicht fallen.
Das Problem bei Shinta Appelkamp ist deswegen nicht die Überperformance, sondern die Ausfälle durch Verletzungen. Nachdem er die Saison 22/23 schadlos überstanden hat, litt er wie in den Jahren davor wieder mehrfach an muskulären Verletzungen. Da er letzte Saison der notenbeste Feldspieler war, könnte sich eine Verpflichtung aber selbst mit mehreren Pausen lohnen.
Nennenswert ist auch noch Mickael Cuisance. Im Gegensatz zu Osnabrück will Hertha unter Fiel Ballbesitzfußball spielen, was dafür sorgen könnte, dass Cuisance mehr Torgefahr entwickelt und seine gute Saison toppt.
Der Rest der verbliebenen Mittelfeldspieler von letzter Saison ist zu großen Teilen ein Brei aus torungefährlichen 6ern und 8ern, von denen höchstens einer im Kader landen sollten. Alle davon werden qualitativ eh von Liganeuling Eric Martel ausgestochen.
Einen Blick sollte vor allem darauf gerichtet werden, welche neuen Spieler in der xG-Tabelle vorne landen könnten. Hier drängen sich vor allem zwei 0,4er auf. Lars Gindorf und Roberto Massimo haben in ihrer kurzen Spielzeit letzte Saison angedeutet, offensive Bereicherungen zu sein.
Abwehr
Die Werte ausgewählter Abwehrspieler sind zur Vervollständigung abgebildet. Torgefahr sollte auf dieser Position fast nur bei knappen Entscheidungen einbezogen werden.
Eine Ausnahme bilden Spieler wie Marcel Halstenberg, die gut für um die 3 Tore und zusätzlich Elfmeterschützen sind. Hier sind tatsächlich einige Zusatzpunkte durch Tore möglich und sprechen für den Spieler.
Bei Überperformern wie Marc-Oliver Kempf oder Miro Muheim sollte dagegen nicht wieder mit einer so guten Ausbeute gerechnet werden. Der Grundsatz in der Abwehr sollte lauten, sichere Stammspieler ohne Verletzungssorgen von guten Mannschaften auszuwählen. Welche das sein könnten, sehen wir im nächsten Absatz.
Mannschaften
Die 2. Liga ist bekannt dafür, sehr eng zu sein und viel Durchlass zu haben. Starke Über- und Unterperformer verlassen in der Regel direkt die Liga. Während St. Pauli mit der besten xG-Differenz verdient Meister geworden ist, hat Holstein Kiel den Aufstieg durch die höchste Überperformance der Liga geschafft. (Mehr zu den beiden Aufsteigern bald in der Erstliga-Vorschau.)
Von den verbleibenden Mannschaften haben letzte Saison am ehesten Fortuna Düsseldorf, der Karlsruher SC und Greuter Fürth überperformt. Die beiden erstgenannten sollten aber wieder eine sorgenfreie Saison mit Blickrichtung nach oben spielen. Fürth dagegen muss aufpassen, auch weil Zornigers Spielstil sehr riskant ist.
Unterperformer finden wir bei der SV Elversberg, Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Nürnberg. Besserung zu erwarten, ist dennoch trügerisch. Elversberg und Braunschweig befinden sich in Gefilden, in denen eine solide Mittelfeldsaison ebenso möglich ist wie große Abstiegssorgen. Nürnberg muss extrem aufpassen. Nach xG-Differenz waren sie mit Abstand die drittschlechteste Mannschaft. Der Verlust von Uzun wiegt schwer und die Qualität des neuen Trainers Klose schwer einzuschätzen. Gleichzeitig sorgt die Philosophie, auf junge Spieler zu setzen, für hohes Potential und einige spannende Optionen wie Finn Jeltsch und Caspar Jander für jeweils 0,4 Mio.
Der Kader-Pool für 24/25
Aus den gezogenen Erkenntnissen ist hier in Kurzform der Pool aus Spielern, aus denen sich für den Großteil des Interactive-Kaders bedient werden sollte.
Da ich persönlich die 2. Liga kaum verfolge, fehlen sicherlich bestimmte Talente, unterschätzte Spieler und Aufsteiger. Eine Nichterwähnung ist also nicht zwingend ein Abraten. Wer sich exklusiv aus dem Pool bedient, macht aber meiner Meinung nach wenig falsch.
Sturm
Tabakovic (1,0)
Bilbija (0,7)
Tresoldi (0,7)
Philippe (0,7)
Lemperle (0,6)
Sylla (0,6)
Ansah (0,4)
Downs (0,3)
Futkeu (0,3)
Höjlund (0,3)
Mittelfeld
Wanitzek (1,0)
Ritter (0,9)
Appelkamp (0,8)
Obermair (0,8)
Rochelt (0,8)
Cuisance (0,7)
Heußer (0,7)
Johannesson (0,7)
Leopold (0,7)
Martel (0,7)
Stock (0,6)
Lee (0,5)
Gindorf (0,4)
Gomez (0,4)
Massimo (0,4)
Abwehr
Zu viele mit zu kleinen Unterschieden, um sie aufzuzählen ;)